März 1913

01. März 1913
Die elektrische Ueberlandbahn bietet für viel Bewohner des Gersdorf-Hohndorf-Oelsnitzer Kohlenreviers ein neues Verkehrsmittel. Da in vielen Orten dieses Ortes Reviers der Bergbau vorherrschend ist und andere Industriezweige mehr oder weniger fehlen, müssen viele Arbeiter und Arbeiterinnen auswandern, um im hiesigen, sowie im Chemnitzer und Limbacher Industriebezirk ihr Brot zu verdienen. So sind namentlich viele Hunderte von Arbeiterinnen aus dem oben erwähnten Revier im Limbacher Bezirk beschäftigt, wo sie die ganze Woche über weilen und nur am Sonnabend in ihre Heimat reisen und den weiten Weg teils zu Fuß, teils per Bahn zurücklegen. Da nun der Bahnverkehr über St. Egidien nach Lichtenstein-Rödlitz etwas beschwerlich ist, so fahren jetzt eine große Anzahl Arbeiterinnen nur bis zum Hohenstein-Ernstthaler Bahnhof und benutzen von hier ab die elektrische Bahn.

06. März 1913
Ein tragikomischer Vorfall spielte sich heute früh an der Ecke der Schulstraße und Zillplatz ab, wo bekanntlich ein Sammelplatz für allerhand große Hunde und kleine Köter ist, die schon wiederholt Passanten belästigten. Auch heute früh beim Morgengrauen spielten dort zwei große Hunde und der Zufall wollte es, daß gerade zwei junge Burschen vorübergingen. Plötzlich sprangen die Hunde den jungen Burschen zwischen die Beine und die so unverhofft Angegriffenen stürzten mit voller Wucht in den Straßenschmutz. Ehe sie wieder zur Besinnung kamen, waren die Uebeltäter außer Sehweite. Zum Glück hat der Sturz für beide – außer den beschmutzen Kleidern und dem beschädigten Frühstücksbrot, welches in weitem Bogen über den Platz flog – keine Folgen weiter gehabt.

Die Männerriege des Turnerbundes feierte am Montag abend unter zahlreicher Beteiligung im Hotel „Gewerbehaus“ ihr 10jähriges Bestehen. Bei dieser Gelegenheit konnten die Mitglieder William Neubert, Adolf Winter und Max Ebhardt ihr 25jähriges Turnerjubiläum feiern; den drei Jubilaren wurde im Auftrag der Riege je ein sinniges Geschenk überreicht. Der Vorsteher des „Turnerbundes“ Herr Bruno Hofmann ehrte sie außerdem durch eine Ansprache und ermahnte die jüngeren Turner zu gleicher Treue und Anhänglichkeit. Eine vorzügliche Bewirtung und ein Tänzchen verschönerten den Abend noch besonders.

11. März 1913
Eine in hiesiger Stadt und weit darüber hinaus bekannte Persönlichkeit, der pensionierte Postschaffner Herr Friedrich Zapf hat am heutigen Tage seinen 80. Geburtstag. Herr Zapf hat viele Jahre die Kinderfürsorge in unserer Stadt verwaltet, weshalb ihm am heutigen Tage von vielen Mündeln die herzlichsten Glückwünsche überbracht wurden.

Vergangene Nacht gegen 2 Uhr mußte der aus Dresden gebürtige Färbereiarbeiter Alfred Max Hammer, der in Wüstenbrand wohnt, zur Wache gebracht werden, da er und ein Kumpan ein Liebespaar durch die Straßen verfolgte, daß sich des Aufdringlichen nur dadurch erwehren konnte, daß es polizeiliche Hilfe anrief. Nachdem Hammers Personalien auf der Polizeiwache festgestellt worden und er entlassen war, verübte er auf der Weinkellerstraße Skandal, leistete allen polizeilichen Weisungen Widerstand und mußte wiederum in Haft genommen werden. Auf dem Transport zur Wache war er äußerst widerspenstig und ließ sich grobe Beleidigungen des Schutzmannes zuschulden kommen.

13. März 1913
In nicht geringe Verlegenheit geriet dieser Tage ein auf der unteren Schulstraße, gegenüber der Heilmannschen Brauerei wohnender älterer Webermeister. Er war in seiner nach dem Garten zu gelegenen Wohnung mit einer Webarbeit beschäftigt, als an ihm vorüber eine Gewehrkugel durch das Fenster pfiff und in die Wand einschlug. Wäre der Mann nur einen Schritt weiter nach rechts getreten, so hätte die Kugel schwere Folgen anrichten können. Leider konnte der leichtsinnige Schütze noch nicht ermittelt werden. Ohne Zweifel hat derselbe nach Sperlingen geschossen, denn im Hofe lag ein solcher angeschossener Vogel.

14. März 1913
Einen dreisten Taschendiebstahl führte gestern ein junger Mensch von hier an einem jungen Mädchen aus, mit dem er durch die Straßen ging. Im Gespräch zog er den Mädchen unauffällig das Portemonnaie, indem sich 7 Mk. befanden, aus der Jackettasche. Der Bursche konnte bald festgenommen werden und gestand nach längerem Leugnen den Diebstahl. Jetzt sitzt er hinter „schwedischen Gardinen“.

Der Mitinhaber der hiesigen Färbereifirma Eduard Beckert, Herr Otto Beckert, hat vor einiger Zeit von Herrn Baumeister Richter im Goldbachgrunde, neben dem sogenannten Marktsteig, ein größeres Grundstück käuflich erworben, um dort eine größere Färbereianlage errichten zu lassen. Der bau wurde Herrn Richter übertragen und man hat bereits mit den Erdarbeiten hierzu begonnen. Die Anlage soll bis Ende Juli fertiggestellt sein. Der Bau eines Wohnhauses soll erst später stattfinden.

16. März 1913
Lang ist es her, daß die Esse des Lampertusschacht das letzte Mal geraucht hat – heute hatte nun ihr letztes Stündlein geschlagen. Unter Leitung des Herrn Höppner aus Lugau, der einen großen Teil der Schachtanlage zum Abbruch erworben hat, wurde die einige 20 Meter hohe achteckige Esse heute mittag umgelegt. Man hatte den Fuß der Esse ausgehöhlt, dann mit hölzernen Streben gestützt, Holz darum geschichtet, dieses mit Petroleum getränkt und dann angezündet. Das Schauspiel hatte eine große Menge angelockt, die trotz des schlechten Wetters geduldig ausharrte, denn ¾ Stunde dauerte es, bis das Feuer seine Wirkung getan und die Sterben verzehrt hatte. Etwa 1 Meter über der Essensohle bildete sich nach einiger Zeit ein Riß, der sich bald mehr und mehr erweiterte, und kurz nach ¾ 2 Uhr senkte sich die Esse langsam zur Seite, um sich in ihrer ganzen Länge in der vorher genau berechneten Richtung umzulegen- Eine mächtige Staubwolke, ein großer Trümmerhaufen, einige auf die Straße geprellt Mauersteine zeugten von der Vernichtung eines Teils des ehemaligen Wahrzeichens unserer Stadt. Der Vorgang vollzog sich ohne jede Störung und ohne jedweden Zwischenfall. Von zahlreichen Photographen wurde der Vorgang auf die Platte gebannt.

Seit einiger Zeit werden Passanten beunruhigt durch einen offenbar unzurechnungsfähigen Mann, der sein Unwesen hauptsächlich in der Gegend zwischen dem „Logenhaus“ und der Aue treibt. Er belästigt hauptsächlich Frauen und Kinder in der schamlosesten Art und scheut auch vor Angriffen auf Männer nicht zurück. Gendarmerie und Polizei sind eifrig auf der Suche nach dem Uebeltäter, haben aber bis jetzt noch nichts feststellen können, da die Angaben der Belästigten über die Erscheinung des Mannes zu unvollständig sind. Als einziges übereinstimmendes Kennzeichen wird angegeben, daß der Mann einen Ueberzieher, darunter eine Hose und über dieser ein Hemd trägt und mit einem heruntergeschlagenen weichen Hut bedeckt ist.

27. März 1913
Pech hatte heute früh ein Gartenbesitzer im Hüttengrund, der mittelst Wagen auf welchem er zwei Schweine hatte, nach der Talstraße fahren wollte. Eines der Borstentiere hatte Freiheitsdrang, sprang vom Wagen und nahm Reißaus, doch wurde es vom Besitzer nach kurzer Jagd wieder eingefangen. Durch das Gequieke wurde aber plötzlich das Pferd unruhig und scheute, bis es auf der Talstraße durch Zurufe stehen blieb. Mit Hilfe eines hinzugekommenen Familienangehörigen konnte dann das mittlerweile wieder entlaufene Schwein nochmals eingefangen und die unterbrochene Fahrt fortgesetzt werden.

*1 Bismarckstraße = heute Friedrich-Engels-Straße
*2 Moltekstraße = heute Immanuel-Kant-Straße

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Februar 1913

7. Februar 1913
Gestern wurde durch die Stadt an der Stra0e am Bahnhofe zwischen dem Preußlerschen Grundstück und dem Hotel „Schweizerhaus“ eine größere Gaslaterne aufgestellt, die mit einer 600kerzigen Niederdrucklampe versehen wurde. Die Lampe verbreitet ein intensives Licht, was im Interesse des regen Verkehrs, der besonders in den Abendstunden am Bahnhofe herrscht, nur zu begrüßen ist.

Man sollte es nicht für möglich halten, was alles gestohlen wird – den Spitzbuben ist doch nichts mehr heilig! Am Sonnabend abend verbreitete die in etwa vier Meter Höhe vor dem Hohenstein-Ernstthaler Warenhause am Teichplatz angebrachte große Osramlampe noch weithin leuchtende Helligkeit und am Montag morgen „glänzte sie durch Abwesenheit“! Ein Dieb, über dessen Persönlichkeit man bisher noch nichts weiß, hat sie herausgeschraubt und mitgenommen, um sie jedenfalls irgendwo zu Gelde zu machen. Zu diesem raffinierten Diebstahl hat er sich einer Leiter bedient, wobei er die Firmentafel aus Glas zerbrach. Die Lampe hatte einen Wert von 30 Mark. Es ist fast nicht gut möglich, daß der Diebstahl so ganz unbemerkt vor sich gehen konnte; es werden alle, die irgendwelche Wahrnehmungen gemacht haben, gebeten, diese der Geschäftsleitung des Warenhauses oder der Polizei mitzuteilen.

9. Februar 1913
Ein bedauerlicher Unglücksfall trug sich am Freitag nachmittag gegen 5 Uhr in der Neustadt zu. Der dort beschäftigte, auf der Oststraße wohnende 28 Jahre alte verheiratete Arbeiter Herrmann Goldschadt, genannt Wolf, hantierte an einem in der Höhe angebrachten Wasserbassin, um das Ventil etwas aufzudrehen. Dabei kam er der Transmission zu nahe, wurde an den Kleidern erfaßt und mehrere Male herumgeschleudert, wobei er an die Wand schlug. Im ersten Augenblick war der Unglücksfall infolge des starken Wasserdampfes, der im Arbeitsraum entstand, nicht bemerkt worden, sodaß man erst beim Aufschlagen des Körpers darauf aufmerksam wurde und die Transmission abstellte. Einige Arbeiter mußten dann den fast leblosen Körper aus der Höhe herunter holen. Der sofort erschienene Arzt Herr Dr. Lange stellte schwere Verletzungen bei Goldschadt fest, so u.a. eine Gehirnerschütterung. Man brachte den Bedauernswerten noch in den zeitigen Abendstunden ins Zwickauer Kreiskrankenstift. Sein Zustand ist besorgniserregend.

11. Februar 1913
Eine kleine Bierreise unternahm am Sonnabend abend ein 18jähriger junger Mann aus Oberlungwitz durch hiesige Stadt. Er fand vielen Gefallen an der tschechischen Sprache und bediente sich derselben in einem hiesigen Restaurant, fand aber bei dem Wirt und den anderen anwesenden Gästen nicht viel Gegenliebe. Da er schließlich noch in flegelhafter Weise auftrat, beförderte man ihn an die frische Luft. Später drohte er, mit einem in der Hand gehaltenen Messer die Leute niederzustechen, und trieb den Radau noch vor dem Restaurant weiter. Kurze Zeit darauf geriet er in der mittleren Stadt mit einigen jungen Männern zusammen, die ihm eine Tracht Prügel verabreichen. Danach besaß er noch die Frechheit, auf der Altstädter Wache Anzeige zu erstatten. Dort wurde aber der Spieß ungedreht und sein Verhalten kam zur Kenntnis, sodaß er zur Anzeige gelangte.

12. Februar 1913
Mit welcher Dreistigkeit oft Kinder vorgehen, zeigt ein gestern hier vorgekommener Fall. Von einem in der mittleren Stadt stehenden Automobil, das für kurze Zeit unbeaufsichtigt dastand, stahlen die Knaben die Signalhupe. Nach längerem Bemühen gelang es dem Führer des Kraftwagens, das gestohlene Gut wieder zu erhalten.

Seitens verschiedener Bewohner des Hüttengrundes ist es beabsichtigt, für industrielle und gewerbliche Zwecke elektrische Kraft dort einzuführen; man hat auch bereits Schritte hierzu mit dem Elektrizitätswerk Oberlungwitz angebahnt.

13. Februar 1913
Die Stadtverordneten beschlossen gestern u.a. eine Stundenvermehrung an der Web- und Wirkschule, den teilweisen Abbruch der Berggebäude von Lampertus und die Instandsetzung des Huthauses zu Wohnzwecken.

An die Einwohnerschaft unserer Stadt ergeht die Bitte – siehe amtlichen Teil -, die gelegentlich der Eröffnung der elektrischen Ueberlandbahn von den Festteilnehmern berührten Straßen durch Beflaggung der Häuser zu schmücken.

18. Februar 1913
Die festliche Weihe der elektrischen Straßenbahn Hohenstein-Ernstthal-Gersdorf-Lugau-Oelsnitz i.E.
Verraucht sind die festlichen Stunden, die am Sonnabend der Weihe unseres neuen, vom Geiste der Zeit getragenen Verkehrsmittels galten, verklungen Wort und Sang, mit denen die neue Verbindung zwischen unserer Stadt und den südlichen Nachbargemeinden begrüßt wurde, und der getreue Chronist hat heute nur noch als Ergebnis des Tages zu buchen, daß von unserer Gegend seit langem kaum ein stimmungsvolleres, von der Anteilnahme Tausender froher Menschen getragenes und ohne jeden Mißton und Unfall verlaufenes Fest gefeiert worden ist, als eben die sonnabendliche Weihe der Straßenbahn. Von ihrer Notwendigkeit mußte jeder überzeugt werden, wenn er sah, wie herzlich die Eröffnungsfahrt von allen Bewohnern der berührten Orte begrüßt wurde, aus wie freudigem Herzen die Huldigungen kamen, die den ersten Wagen entgegen gebracht wurden, wenn er aus dem Munde von jung und alt vernahm, wie froh man allerorten sei, daß endlich die vielberufene Bahn eine Verbindung vermitteln würde, die, seit Jahrzehnten als Notwendigkeit empfunden, doch Jahre brauchte, ehe sie zur Verwirklichung gebracht werden konnte. Vom heutigen Montag ab verkehren die neuen, prächtigen und, was für die Jetztzeit besonders zu bemerken ist, gut erwärmten Wagen nach einem Fahrplan, der vorläufig wenigstens dem Bedürfnis voll entsprechen dürfte. Niemand wird mehr über schlechte oder gar mangelnde Verbindung klagen können, und das Scherflein, das jedem für die Beförderung abverlangt wird, ist so gering, das es auch ein Armer erschwingen kann. Die Furcht vor Finsternis und Schmutz ist geschwunden; im tageshell erleuchteten Wagen merkt man nichts von dem, was man sonst als übel empfinden würde; die alten Omnibusse werden verkauft und die wackeren Rosse, die treu ihre Aufgabe erfüllten, verkautioniert… Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit und neues Leben blüht aus den Ruinen!

27. Februar 1913
Ein schwerer Unfall, der eigenem Verschulden zugeschrieben werden muß, trug sich gestern gegen Abend in den Steinbrüchen unterhalb der Schrebergärten zu. Der 12jährige Knabe F., auf dem Neumarkte wohnhaft, vergnügte sich mit mehreren Altersgenossen an genannter Stelle damit, an den Wänden und steilen steinigen Hängen zu klettern und zu tollen. Dabei stürzte er ab und zog sich außer ziemlich umfangreichen Kopfverletzungen einen Bruch der beiden linken Unterarmknochen zu. Ein Samariter leistete die erste Hilfe und brachte den Verletzten zum Arzt, der sofort einen Verband anlegen konnte. Ob innere Verletzungen vorhanden waren, konnte augenblicklich nicht festgestellt werden. So betrübend dergleichen Fälle an sich sind, so ist doch nicht zu unterlassen, das Beginnen der Jungen in unseren Anlagen aufs schärfste zu tadeln. Fast ist man versucht zu sagen: „Wer nicht hören will, muß fühlen“.

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Januar 1913

03. Januar 1913
Die Neujahrsglockentöne sind verklungen, das „Prosit Neujahr“-Rufen ist verhallt, das Glückwünschen vorüber – wenn nur der zehnte Teil von all dem einträfe, was jedem zum Jahreswechsel an guten und herzlichen Wünschen zum Ausdruck gebracht worden ist, es würde im Jahre 1913 mit ihm sehr gut bestellt sein. Und Glück, das einem von so vielen Seiten gewünscht ward, kann man wahrhaftig immer gebrauchen, mancher glaubt, gar nicht genug davon zu bekommen zu können… Der Übergang vom alten ins neue Jahr ward auch in unserer Stadt nach althergebrachter Art verbracht. Wer noch an alten Volksbräuchen hängt, goß Blei und glaubte dabei an eine besondere Wunderkraft des Silvestertages, andere vergnügten sich im trauten Familienkreise beim dampfenden Punsch, zu dem der Stollen so gut schmeckt, wieder andere empfingen das neue Jahr mit Kling und Klang und Sing und Sang. Als nun von den Kirchtürmen herab das große Klingen anhob, begann allenthalben die mitternächtige Gratulationstour, mehr oder weniger laut erschollen die gegenseitigen Beglückwünschungen auf der Straße und in den Häusern, deren Fenster hell erleuchtet waren und aus denen so mancher dem lebhaften Straßentreiben zusah. Auf dem Altmarkte leitete der Posaunenchor des Jünglingsvereins das neue Jahr mit musikalischen Klängen ein, auf dem Neumarkte gab der „Sängerverein“ dem alten Jahre einen harmonischen Abschied. Beide Veranstaltungen hatten viele Zuhörer angelockt, unter denen sogar die Kleinsten nicht fehlten. Nachdem dann der Glocken letzte Töne verhallt, leerten sich die Plätze und die Silvesterfeiernden suchten die heimischen Stätten auf oder begaben sich in die benachbarten Restaurationen, wo die Feier ihre Fortsetzung fand.

5. Januar 1913
Heute Vormittag in der 10. Stunde fand die erste offizielle Probefahrt auf der elektrischen Straßenbahn von hier nach Gersdorf und Oelsnitz i.E. statt. Der Wagen Nr. 5 war ausersehen, zum erstenmale einen Teil der Strecke zu befahren, um zunächst festzustellen, ob Ober- wie Unterbau den Anforderungen des Betriebes entsprechen. Die Fahrt begann an der Ecke des Beckschen Sägewerks und ging bis zum Gasthof zur „Sonne“ in Gersdorf, da weiterhin noch eine Reihe von Vorarbeiten nötig sind, um die Strecke in vollem Maße betriebsfähig zu machen. An der Fahrt nahmen lediglich die Herren vom Betriebe teil, denen sich Vertreter der Direktion der Bahnbau- und Betriebsgesellschaft in Frankfurt a. M. und der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellchaft in Berlin angeschlossen hatten. An die Ausgestaltung der Bahn wird nunmehr in beschleunigter Weise die letzte Hand gelegt werden sodaß die Leitung der Bahn hofft, dieselbe in ihrem vollen Umfang am 1. Februar d.J. dem Verkehr übergeben zu können.- Anläßlich der heutigen Probefahrt sei auf eine Begebenheit hingewiesen, die daran erinnert, daß man sich schon vor einer Reihe von Jahren in unseren Städten Hohenstein und Ernstthal mit dem Gedanken einer elektrischen Bahn nach dem Lugau-Oelsnitzetr Kohlenrevier befaßte. Es war zum Kommers, der aus Anlaß der stattgefundenen Vereinigung der Städte Hohenstein und Ernstthal am 1. Januar 1898 nachmittags im Schützenhaussaale zu Ernstthal stattfand, zu welchem Vertreter der vereinigten Städte, sowie der staatlichen Behörden zugegen waren. U.a. wurden dabei auch Ansprachen gehalten von so manchen Stadtvertreter und Bürger, die schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilen. Auch der jetzt noch lebende Neustädter Mitbürger Herr Buchhändler Eduard Just brachte unter allgemeinen Beifall eine Zukunfts-Chronik von 1898 bis 1998, die verschiedenes Interessante für unsere Stadt Hohenstein-Er. enthielt, zum Vortrag. Sie enthielt u.a. folgende Prophezeiung: „1904, 5. Mai: Heute wurde die elektrischen Bahn Hohenstein-Er.-Gersdorf-Lugau-Oelsnitz auf feierliche Weise eröffnet. Nachdem vor zwei Jahren die Strecke Bahnhof Hohenstein-Er.-Roter Hirsch-Kasino Oberlungwitz-Bahnhof Wüstenbrand dem verkehr übergeben und selbe sehr gut rentiert, glaubt man auch, daß die neue Bahn sehr gute Erträgnisse geben wird.“ Hat sich auch die Prophezeiung des Herrn Just etwas später und nur zum Teil erfüllt, so sieht man doch, daß Herr Just seinerzeit ein guter Prophet war und sein damals gut gelungener Scherz sich doch noch in die Tatsache umgewandelt hat.

8. Januar 1913
Ein Zeuge aus der Gründungszeit der Stadt Hohenstein, der Lampertusschacht, ist nunmehr in den Besitz unserer Stadt übergegangen, und zwar erstand ihn die Stadt gelegentlich der Zwangsversteigerung, die dieser Tage vor dem hiesigen Kgl. Amtsgericht stattfand, für den Preis von 200,95 Mk. Die in Verfall geratenen Schachtanlagen und Stolleneingänge haben unsere Stadt schon mehrfach Ausgaben verursacht, da sie einen Teil des Leitungswassers aus dem Lampertusschacht bezieht.

15. Januar 1913
Durch einen Betrüger geschädigt wurde der Inhaber einer Waschanstalt in der Lungwitzer Straße. Ein junger Mann verlangte dort einen angeblich einem hiesigen Geschäftsmann gehörigen gereinigten Anzug, der ihm seitens der Tochter des Wäschereibesitzers auch ausgehändigt wurde. Später stellte sich der Irrtum des Mädchens heraus, von dem Schwindler hat man aber nichts wieder gesehen.

Eine Flegelei sondergleichen ist gestern abend zwischen 9 und 12 Uhr in der Bismarckstraße in der Nähe des Krankenhauses verübt worden. An einem Wohnhause wurde die Türklinke mit Kot beschmutzt. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Racheakt. Der Geschädigte ist gewillt, demjenigen, der den Täter zu bezeichnen vermag, eine Belohnung zuzubilligen.

12. Januar 1913
Ein herber Verlust hat das hiesige Stadtmuseum betroffen. Ein von Gemeinsinn und Opferwilligkeit beseelter, für den Plan eines Stadtmuseums begeisterter Mitbürger hatte ein vollständiges und besonders schönes Zinnservice zur Ausstellung leihweise überlassen, das nun nach seinem Tode den Erben zurückgegeben werden mußte. Sollten sich unter den zahlreichen Zinnsammlern unserer Stadt nicht einige finden, die aus ihren Beständen das eine oder andere Stück leihweise dem Museum zu überlassen geneigt wären. Dadurch käme dieses in die Lage, seinen Besuchern den ehemaligen Gebrauch von Zinngeschirr wieder vorzuführen. Da eine Aufhäufung derartiger Erzeugnisse einer vergangenen Zeit überhaupt nicht im Plane eines Museums liegen kann, das die Liebe und Wertschätzung für das gute und schöne Alte wecken und erhalten will, so müßte es eigentlich möglich sein, die wenigen Stücke, die der Tod eines treuen Freundes und Gönners entführte, auf obige Weise zu ersetzen. Ein Ankauf kann für das Museum bei dessen geringen Mitteln und den hohen Preisen des Zinngeschirr leider nicht in Frage kommen.

22. Januar 1913
In der letzten Zeit geht die hiesige Stadtbehörde mit Recht scharf dem sogenannten Wackel- und Schiebetanz zu Leibe. Am letzten Sonntag mußten seitens der Schutzmannschaft verschiedene Tänzer und Tänzerinnen, diesen Tanz ausübten, auf das Ungesetzliche ihrer Handlungsweise aufmerksam gemacht und ihnen das Tanzen in der oben erwähnten Weise verboten werden. Bei dieser Gelegenheit ist der Hinweis darauf angebracht, daß derartige Uebeltäter, wenn sie das Verbot nicht beherzigen, strenge Bestrafung und schwere Folgen zu gewärtigen haben.

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Juli 1918

3. Juli 1918
Herrn Expedienten Heinrich Emil Hauck wurde aus Anlaß seiner 25jährigen Tätigkeit als Lehrer und gegenwärtig auch als technischer Leiter an der hiesigen Web- und Wirkschule gestern im Beisein des Herrn Stadtrats Müller Gewerbeschuldirektors die städtische Ehrenurkunde durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz unter entsprechenden Glückwünschen ausgehändigt. Herr Hauck hat sich nicht nur um die hiesigen Fachschulen, sondern auch um die Allgemeinheit große Verdienste erworben. Die Schule dankt ihm insbesondere eine reichhaltige Lehrmittelsammlung.

04. Juli 1918
Uns wird geschrieben: Zu dem Berichte über die Jubelfeier des Herrn Web- und Wirkschuldirektors Hauck sei noch folgendes hinzugefügt: Herr Hauck ist auch außerhalb unseres Ortes zum Wohle unserer Schule tätig gewesen. Er war ein eifriger Besucher der Versammlungen von Webschulmännern und ist deshalb unter diesen eine Bekannte und geschätzte Persönlichkeit. Das beweisen die Beglückwünschungen, die ihm durch den Vorsteher des Verbandes Sächsischer Textilschulmänner Herrn Direktor Worm, unter gleichzeitiger Ueberreichung einer Erinnerungsgabe ausgesprochen worden waren, ebenso die Glückwünsche, die ihm durch eine Abordnung der Lehrer an der Höheren Webschule zu Glauchau dargebracht wurden. Die Lehrerschaft der hiesigen Gewerbe, Web- und Wirkschule hielt am Montag abend eine kurze Feier in der Schule ab, wobei Herr Gewerbeschuldirektor Jähnig die Verdienste des Jubilars hervorhob und ihm Dank für seine aufopfernde Tätigkeit und Glückwünsche für die Zukunft aussprach. Zum Zeichen der Verehrung wurden ihm von beiden Lehrkörpern Geschenke überreicht.

16. Juli 1918
Durch einen Taschendieb schwer geschädigt wurde heute vormittag auf dem hiesigen Wochenmarkte eine Frau aus der Waisenhausstraße. Aus ihrer Handtasche wurde ihr eine braune Herren-Geldtasche gestohlen, die außer einigem Kleingeld und einer silbernen Denkmünze zwanzig Mark in Papier – drei Fünfmark- und fünf Einmarkscheine – enthielt. In Verdacht der Täterschaft kommt ein 10 bis 12 Jahre alter Schulknabe, mittelgroß und kräftig, der ein bräunliches Jackett trug.

23. Juli 1918
Eine Einbrecherbande ist kurz nach verübter Tat von unserer Polizei dingfest gemacht worden und zwar handelte es sich um die drei Gebrüder Z. aus dem Hüttengrunde, in der Nacht zum Sonnabend bei Herrn Kaufmann Asch in der äußeren Bismarckstraße (heutige Friedrich-Engels-Straße, eine Melkziege, eine junge Ziege und eine Gans gestohlen und die Tiere in einem Felde abgeschlachtet hatten. Ferner ist erwiesen, daß sie auch den Garten des Herrn Stadtrat Ebersbach heimsuchten und dort Zwiebeln und Kohlrabi stahlen. Polizeihunde wurden bei Asch auf die Spur gesetzt, die bis zur Bleicherei Hüttengrund verfolgt ward; hier nahm dann die Polizei die weitere Nachforschung auf, die zur Ermittlung der Täter in dem Augenblick führte, als zwei derselben mit ihrer Buete beladen, heimkehrten und von den Hunden verbellt wurden. Der dritte Einbrecher, der sein Diebesgut nach der in der Oststraße 44 gelegenen Wohnung gebracht hatte, wurde dort festgenommen. Das erbeutete Fleisch konnte Herrn Asch wieder zugestellt werden. Der eine Einbrecher ist Sergeant und mit dem Eisernen Kreuz 1. Kl. ausgezeichnet, der andere hat das Kreuz 2. Klasse

28. Juli 1918
Die Beschlagnahme aller Sonnenvorhänge, Stores u. dgl. in den öffentlichen und Staatsgebäuden steht in den nächsten Tagen bevor. Hieraus verspricht man sich etwa 40 Millionen Meter Stoff, welche zur Bekleidung der Zivilbevölkerung dringend gebraucht werden. Als Ersatz für die weggenommenen Vorhänge sollen Ersatzvorhänge aus Papiergarn gegeben werden, was der Papiergarnindustrie eine willkommene Beschäftigung bieten wird.

30. Juli 1918
Ein bedeutsamer Tag war der gestrige Sonntag für die Trinitatisgemeinde. Im Vormittags-Gottesdienst wurde der vom Landeskonsistorium der Gemeinde als Diakonus vorgeschlagene und vom Kirchenvorstand zu St. Trinitatis gewählte Pastor Herr Johannes Polster aus Budweis durch Herrn Oberkirchenrat Neumann-Glauchau feierlich in sein Amt eingewiesen. Mit herzergreifenden Worten wies der Herr Ephorus den Geistlichen auf sein neues verantwortungsreiches und bedeutungsvolles Amt hin, ihn zu treuer Arbeit und ernster Pflichterfüllung ermahnend. Nachdem Herr Pastor Polster vor der zahlreich versammelten Gemeinde – der Kirchenvorstand und Mitglieder der städtischen Kollegien hatten am Altar Platz genommen, das Gelöbnis abgelegt und durch und durch Handschlag bekräftigt hatte, nach bestem Wissen und Gewissen seines Amtes walten zu wollen, überreichte mit herzlichen Wünschen, Herr Bürgermeister Dr. Patz, namens der Kircheninspektion, dem Eingewiesenen die Berufungsurkunde. Geleitet von den Segenssprüchen des Herrn Ephorus und des Herrn Pfarrer Schmidt, übernahm der Eingewiesene den Dienst am Altar und hielt sodann die Predigt über 1. Korinther 2, 2 mit der Auslegung: „Jesus Christus, der Gekreuzigte, er ist unsres Glaubens Grund, unsres Lebens Kraft und unsres Todes Trost“. Mit allen Kräften wolle er – so versicherte der Redner – der Gemeinde dienen, und bat, ihm volles Vertrauen entgegenbringen zu wollen. Dem Lebenslauf des neuen Geistlichen entnehmen wir: Geboren am 14. September 1883 als 4. Kind eines Eisenbahnobersekretärs in Leipzig, genügte er seiner Schulpflicht daselbst, besuchte dann das Wettingymnasium zu Dresden, studierte in Berlin, Leipzig und Straßburg, legte 1910 seine erste theologische Staatsprüfung ab, wurde am 1. Oktober 1910 Pfarrer in Budweis und bestand 1912 die zweite theologische Prüfung; im März 1913 Aussig ordiniert, vertauschte er seine bisherige anstrengende Tätigkeit in der österreichischen Diaspora mit dem Predigtamt in der Heimat. Möge sein Wirken in der Trinitatisgemeinde ein gesegnetes sein! Umrahmt wurde die Predigt vom Gesang der Gemeinde und des Kirchenchores und war verbunden mit einer Gedenkfeier für sechs auf dem Felde der Ehre gebliebene oder in der Heimat verstorbene Kriegsteilnehmer. Zu ihrem Ehrengedächtnis sang der Kirchenchor die Mottete: „Selig sind des Himmel Erben“.

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Juni 1918

1. Juni 1918
Viel beobachtet wurden die Flugübungen, die gestern abend zwischen 6 und 7 Uhr ein Flieger in wechselnder Höhe zwischen hier und Gersdorf unternahm. Im Sonnenlichte glänzte das Flugzeug bei bei jeder Wendung. Die Uebungen waren lange Zeit gut zu beobachten. Gegen 8 Uhr zog ein Flugzeug in geringer Höhe über der Stadt nach dem Pfaffenberge zu. Ueber eine Landung des letzteren, von der man vielleicht sprach konnten wir nichts erfahren.

2. Juni 1918
Sein 25jähriges Dienstjubiläum konnte heute der Leiter unserer Sicherheitspolizei Herr Oberwachtmeister Noack begehen. Er wurde von Herrn Bürgermeister Dr. Patz im Beisein des Herrn Stadtrat Anger beglückwünscht und durch Aushändigung einer Ehrenurkunde sowie Geschenk erfreut. Die Rats- und Polizeibeamten brachten ebenfalls ihre Glückwünsche durch Ueberreichung eines Geschenkes zum Ausdruck. Auch wir möchten an dieser Stelle dem verdienten Beamten, der sich der Presse gegenüber teils sehr entgegenkommend gezeigt hat, unsere besten Wünsche für die weiteren Dienst- und Lebensjahre übermitteln.

8. Juni 1918
Wie in anderen Städten, wo Standbilder zur Erinnerung an große Männer errichtet worden sind und die laut Verfügung der Beschlagnahme verfallen, um Mittel zur Verteidigung des Vaterlandes zu gewinnen, ist nun auch unser Kaiser-Wilhelm-Denkmal diesem Zwecke geopfert worden. Anlässlich der 20jährigen Sedanfeier wurde das Denkmal, das die Bürgerschaft errichten ließ, auf dem Altmarkt vor dem Rathause geweiht. Beim Umbau des letzteren und der Umgestaltung des Altmarktes 1905 wurde das Denkmal, da es nicht mehr in die veränderte Marktlage paßte, in den Anlagen vor dem Königl. Amtsgericht gesetzt, wo jetzt nur noch das Postament mit der Inschrift die Vorübergehenden an den großen Kaiser Wilhelm I. erinnert.

9. Juni 1918
Eine hochherzige Anerkennung treuer Pflichterfüllung ward Herrn Werksführer Max Nobis zuteil, der seit nunmehr 25 Jahren seinen Posten im Betriebe der Firma Robert Meisch vorsteht, gegenwärtig aber im Hilfsdienst in den Wanderer-Werken tätig ist. Der Firmeninhaber Herr Fabrikant Ernst Misch, ließ seinem treuen und pflichtseifrigen Angestellten einen Betrag von 2500 Mk. als Geschenk zugehen.

11. Juni 1918
Am Sonnabend abend wurde ein tags vorher aus der Strafanstalt entlassener Bursche, welcher in das Gartengrundstück des Herrn Emil Beck eingestiegen war, um einen Raub auszuführen, ein Schuppentor und dann einen Schrank erbrochen hat, vom Besitzer, welcher schon längst auf ihn gefahndet, selbst gefaßt und einem Schutzmann übergeben.

17. Juni 1918
Im Laufe voriger Woche sind einer in der Neustadt wohnenden Geschäftsreisenden von einem bisher noch unermittelten Mann, der mittels Nachschlüssels in die Wohnung eingedrungen war, für rund 500 Mark Sachen gestohlen worden.

26. Juni 1918
Gestern abend in der 8. Stunde ließ sich oberhalb des „Logenhauses“ auf freier Bahnstrecke der 40jährige Handarbeiter Adolf Uhlig, Chemnitzerstraße 31 wohnhaft, von einem Zuge überfahren. Der Leichnam des Lebensmüden, der Witwer war und zwei Kinder hinterläßt, wurde nach der Leichenhalle des Trinitatisfriedhofes gebracht. Wie uns von anderer Stelle mitgeteilt wird, liegt die Vermutung eines Unglücksfalls nahe, U. fast taub war.

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Mai 1918

1. Mai 1918
Im „Deutschen Hause“ tagte gestern die hiesige Weber-Innung. Zunächst wurden auf Grund ihrer vorzüglichen Prüfungsarbeiten drei Lehrlinge zu Gesellen gesprochen. In dem sich hieran schließenden Quartal unter Leitung des Herrn Obermeisters W. Stegel erstattete der Schriftführer W. Rannefeld den Jahresbericht, der Rücksicht nahm auf alle das Innungsleben berührende Fragen. Es gab u.a. Aufschluß über die Verteilung der Stiftungserträgnisse und berührte dann die unsern Lesern bekannte Verwaltung des „Meisterhauses“, in dem die Innung bisher ihren Sitz hatte; das Anwesen wird demnächst zur Zwangsversteigerung kommen. Zwei Mitgliedern ist es vergönnt, das 50jährige Meisterjubiläum zu feiern; Oskar Beck und Fritz Lasch. Der Obermeister beglückwünschte sie später aufs herzlichste. Die Zahl der Mitglieder betrug am Jahresschlusse 181, 14 sind gestorben. Der Bericht gedachte dann des Daniederliegens der heimlichen Webindustrie und stellte fest, das etwas 2000 hiesige Arbeiter, die hier beschäftigungslos wurden, auswärts arbeiten. Der Kassenwart Herr Münch teilte bei der Wiedergabe des umfänglichen Rechnungswerkes auf 1917 mit, daß sich das Vermögen der Innung nicht verringert habe. Dann wurden die Herren Münch, Funke und Meinelt erneut zu Ausschußmitgliedern bestimmt und beschlossen, bezüglich der Maßnahmen in Sachen des „Meisterhause“ alles erforderliche dem Vorstand zu überlassen. Die Innung hat eine erste Hypothek in Höhe von 13.000 Mk. Dargeliehen, während eine anderweite Belastung mit 25.000 Mk. angegeben wird. Wie besonders betont wurde, hat die Innung keinerlei Verluste zu beklagen, da ihre Ansprüche sichergestellt sind.

03. Mai 1918
Kaum haben die Landwirte mit dem Legen von Kartoffeln begonnen, beginnen auch schon wieder die Diebstähle von den gelegten Samenkartoffeln. Auf dem am Seidelberg gelegenen Felde des in Heeresdienst befindlichen Landwirts Eckert sind nachts die Kartoffeln gestohlen worden.

Die goldene Hochzeit konnte am Sonntag im Kreise vieler Kinder und Enkel das in der Oststraße wohnhafte Karl Vogelsche Ehepaar begehen. Aus diesem Anlass wurde das Jubelpaar kirchlich eingesegnet und durch Ueberreichung einer Ehrenbibel und mannigfacher Geschenke von vielen Seiten erfreut. Herr und Vogel ist einer von den wenigen hier noch lebenden Kameraden, die die Feldzüge von 1866 und 1870/71 mitgemacht haben.

12. Mai 1918
Ein schweres Schicksal lastet auf der Witwe Benter, Zentralstraße. Bereits zwei Söhne hat sie dem Vaterlande zum Opfer gebracht, der dritte befindet sich in der Kampflinie, ihren Gatten im Vorjahre zur letzten Ruhe geleitet und nun traf sie die traurige Nachricht, daß ihr Schwiegersohn, der Landsturmsoldat Richard Vogel, Logenstraße, ein jederzeit schaffensfreudiger Mann, an den Folgen einer im Felde erlittenen schweren Krankheit in einem rumänischen Lazarett gestorben ist. Obwohl durch den Krieg überall genug des Jammers ist, erregt doch das traurige Schicksal der Witwe hier allgemeine Teilnahme.

14. Mai 1918
Die erste heurige Abteilung Kinder verließ in den letzten Tagen das Bethlehemstift, gekräftigt an Körper und Geist, um Platz zu machen für die 2. Abteilung, die in einer Stärke von gegen 200 am 14. Mai Aufnahme für vier Wochen findet. Weitere Aufnahmetage sind der 15. Juni, 20. August und 21. September. Für die großen Ferien ist das Stift schon belegt.

15. Mai 1918
Nicht gerade vom Wetter begünstigt war unser Jahrmarkt, der nunmehr zu Ende gegangen ist, aber man hat die paar Regenschauer gern als Staubdämpfer mit in Kauf genommen. Beschickt war der Markt gut, auch der Umsatz wird den Erwartungen entsprechend gut gewesen sein, denn gekauft wurde viel. Ebenso konnten sich die Schaustellungen und sonstigen auf Belustigung abzielenden Unternehmungen nicht gerade über mangelnde Berücksichtigung beklagen. So dürften beide Teile, die Gebenden wie die Empfangenden, mit dem Markte zufrieden sein.

19. Mai 1918
Aus dem Grundstück Dresdner Straße 79 wurde in der vergangenen Nacht ein großes schwarzes Kaninchen im Wert von 25 Mk. verdachtlos gestohlen. Von dem Täter fehlt jede Spur.

Der seit dem 23 April vermißte, auf der Karlstraße wohnhaft gewesene Privatmann G. wurde gestern von Frauen auf Langenberger Flur nordöstlich von der Rodelhütte erhängt aufgefunden. Schwermut darüber, daß ihm durch den Verkauf seines Gartengrundstückes die gewohnte Beschäftigung fehlte, mag den Bedauernswerten in den Tod getrieben haben.

22. Mai 1918
Hohenstein-Ernstthaler Schulkinder beiderlei Geschlechts unternahmen heute, am 3. Pfingstfeiertage, eine Ferienwanderung nach Hartenstein-Stein-Prinzenhöhle. So zahlreich begehrten die Kinder, an der Wanderung teilzunehmen, daß eine Anzahl als überzählig zurückgewiesen werden mußte. Das ist der Anlaß, daß am Freitag, den 24. Mai, eine zweite Jugendwanderung mit dem gleichen Ziele unternommen werden soll. Beteiligen können sich Hohenstein-Ernstthaler Kinder im Alter von 12 – 14 Jahren. Die Meldungen müssen bis Donnerstag vormittag bei Herrn Lehrer Georgi, Moltkestraße 24 I, erfolgen. Preis der Wanderung: 1 Mark.

30. Mai 1918
Einbrecher sind in unserer Stadt wieder am Werke und versuchten in der Nacht zum Dienstag, sich durch Eindrücken von Fensterscheiben Zutritt in die Wüstnersche Teigwarenfabrik zu verschaffen, wurden jedoch gestört und mußten unverrichteter Sache wieder abziehen. Mehr Erfolg hatten sie in der letzten Nacht im Vogelschen Grundstück aus dem sie durch Einsteigen von der Breite- oder Schulstraße aus mehrere Schober Heu entwendeten und in Säcken fortschafften. Etwaige Wahrnehmungen wolle man der Polizeiwache mitteilen.

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April 1918

5. April 1918
Wie schon aus dem Berichte über die letzte Stadtverordneten-Sitzung hervor ging, haben die städtischen Kollegien der Errichtung einer städtischen Milchküche beschlossen. Die Küche soll im Stadtkeller eingerichtet werden und wird eine gesundheitlich einwandfreie Milch in Flaschen liefern. Es sollen hier zunächst nur Kinder bis zu einem Jahr und stillenden Mütter Milch erhalten. Die Milch wird abgekocht abgegeben und ist mit ärztlich angeordneten Zusätzen versehen, die vorher nach Untersuchung der Kinder die vom Arzte verordnet worden sind. Mit der Milchstelle wird deshalb eine Beratungsstelle für Mütter verbunden, in der unentgeltliche ärztliche Beratung stattfindet; die Kinder werden dort regelmäßig untersucht und gewogen. Kranke Kinder dürfen nicht in die Beratungsstelle gebracht werden. Mit den erforderlichen Vorarbeiten ist bereits begonnen worden. Die kürzliche Aufforderung des Stadtrates zur Anmeldung von Teilnehmern scheint nicht allenthalben beachtet worden zu sein, vielleicht ist dies aber nur darauf zurückzuführen, daß die beabsichtigten Einrichtungen noch zu wenig bekannt gewesen sind. Um nun aber einen möglichst genauen Überblick zu gewinnen, mit welcher Teilnehmerzahl gerechnet werden muss, werden alle hiesigen Einwohner, die die zu schaffende Einrichtung in Anspruch zu nehmen gedenken, gebeten, sich nunmehr unverzüglich im Rathaus, Zimmer Nr. 17 mündlich oder schriftlich anzumelden. Die Anmeldung ist zunächst noch unverbindlich.

7. April 1918
Dank!
Zum Andenken an den am 16. Februar 1917 verstorbenen Herrn Fabrikbesitzer und Kommerzienrat Paul Edmund Reinhard haben seine Gemahlin, Frau Kommerzienrat Anna Reinhard, seine Söhne und seine Tochter zwei Gedächtnisstiftungen von je 10.000 Mk. Errichtet, von denen die eine der Altstädter Gemeinde-Diakonie und die andere ebenfalls zum Teile der Stadt zugute kommen soll, indem ½ ihrer Erträgnisse zur Aufnahme von Hohenstein-Ernstthaler Kindern im Hüttengrunder Bethlehemstift bestimmt sind. Mit lebhafter Freude haben die städtischen Kollegien von diesen reichen Zuwendungen Kenntnis genommen und gern ihre stiftungsgemäße Verwendung beschlossen, da die Zahl der Kranken, sowie der erholungsbedürftigen Kinder in unserer Stadt eine große ist. Es wird den edlen Schenkgebern für ihre in so hochherziger und vorbildlicher Gesinnung der Stadt gespendeten Wohltaten auch öffentlich der wärmste und herzlichste Dank ausgesprochen.
Hohenstein-Ernstthal, am 06. April 1918
Der Stadtrat. Dr. Patz, Bürgermeister und Die Stadtverordneten, E. Lohse, 1. Vorsteher

Unsere neue Gasanstalt hatte sich gestern vormittag wieder auswärtigen Besuches zu erfreuen. Diesmal war es die Stadt Buchholz, die mit einer Erweiterung ihrer jetzigen Anlage umgeht und die Herren Bürgermeister Dr. Horn, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Wünsche und Gasanstaltskassierer Roscher zur Besichtigung unseres Neubaus entsandt hatte. Die Herren, die von Herrn Gasinspektor Martini selbst geführt wurden, zeigten sich sehr befriedigt von dem Gesehenen und werden nun Gelegenheit haben, die hier genommenen neuen Eindrücke und Erfahrungen in ihrer Heimatstadt zu verwerten.

9. April 1918
Am heutigen Tage begeht der Lehrer Kläß sein 25jähriges Amtsjubiläum. Am 14. April 1890 trat er als Hilfslehrer an der Neustädter Schule an, so dass er am 14. April 1915 sein 25jähriges Ortsjubiläum feiern konnte. Aus Anlass des Amtsjubiläums versammelte sich früh 8 Uhr die Lehrerschaft zu einer schlichten Feier. Herr Direktor Patzig dankte in seiner Ansprache dem Jubilar für seine aufopfernde, treue Pflichterfüllung, brachte ihm die herzlichen Glückwünsche der Lehrerschaft dar und überreichte ihm als sichtbares Zeichen der Wertschätzung und zur dauernden Erinnerung an den Ehrentag ein sinniges Geschenk. Möge es Herrn Kläß vergönnt sein, noch viele Jahre seines Amtes walten zu können, zum Wohle der Schule, wie der ganzen Gemeinde.

14. April 1918
Auf ein 25jähriges Bestehen konnte dieser Tage unser Gewerbegericht zurückblicken. Am 10. April 1893 fand die erste Verhandlung vor demselben statt. Das Ortsstatut ward am 17. Februar 1893 aufgestellt und trat am 1. April des selben Jahres in Kraft. Der 1. Vorsteher war Herr Bürgermeister Dr. Backofen, der erste stellvertretende Vorsitzende Herr Rechtsanwalt und Notar Hans Eberhard Reinhard.

16. April 1918
Das Bethlehemstift im Hüttengrund konnte, da die Behörden die Ernährung der anzunehmenden Kinder wieder sichergestellt haben, vor kurzem für die Allgemeinheit geöffnet werden, sodaß bereits die ersten erholungsbedürftigen Kinder Aufnahme fanden.

Das hiesige weithin bekannte „Webermeisterhaus“ ist nun auch dem Kriege zum Opfer gefallen und vom Besitzer Herrn Tröger freiwillig geräumt worden. Damit ist vorläufig die hiesige Weberinnung obdachlos geworden. Die übrigens 1. Hypothekengläubigerin ist. Das „Webermeisterhaus“ wurde seit undenklichen Zeiten bewirtschaftet und war mit einer Herberge für durchreisende Fremde verbunden.

Verdachtslos gestohlen wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag aus dem
Vormals Dietzelschen Grundstück am Bahnhof ein über ein Zentner schweres einem hiesigen Einwohner gehörendes Schwein. Den Zutritt zu dem Grundstück hatten sich die Diebe durch Herauswuchten und Aufbrechen des Türschlosses verschafft.

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März 1918

1. März 1918
Eine Stiftung in Höhe von 10000 Mk. errichtete die Familie des vor Jahresfrist heimgegangenen Herrn Kommerzienrat Paul Reinhard auch zugunsten der Altstädter Gemeindediakonie, nachdem sie eine solche in gleicher Höhe auch dem Bethlehem-Stift zugewiesen hatte. Die Stadtverordneten nahmen am Dienstag abend mit Dank Kenntnis von der der Stadt zugedachten hochherzigen Stiftung.

Auf dem Heuboden der „Alten Hüttenmühle“ hatte ein russischer Kriegsgefangener sein Nachtlager aufgeschlagen, der gestern vormittag von den Hausbewohnern entdeckt und der Polizei zugeführt wurde. Er hatte seine Arbeitsstätte auf einem Schacht des benachbarten Kohlengebietes verlassen, wahrscheinlich angesichts des bevorstehenden Friedens der Heimat zuzustreben, die er jedoch vorläufig nochmals mit dem Gefangenlager in Chemnitz vertauschen muss.

13. März 1918
Gestern abend hat sich im Hainholz zwischen dem Bahnwärterhäuschen und dem Fernsprechhäuschen ein in den dreißiger Jahre stehender Mann von einem von hier kommenden Zug überfahren lassen. Über die Persönlichkeit des Selbstmörders, der den gesuchten sofortigen Tod fand, ließ sich noch nichts ermitteln. In seiner Mütze befindet sich als Einlage ein Stück des „Limbacher Tageblattes“, woraus vielleicht geschlossen werden kann, daß der Mann aus der dortigen Gegend stammt. Der Tote dürfte dem Arbeitserstand angehört haben.

16. März 1918
In dem jungen Mann, der sich am Montag abend im Hainholz überfahren ließ, wurde ein aus Limbach stammender, jung verheirateter, 26jähriger Textilarbeiter (Militärinvalid) ermittelt, den Schwermut in den Tod getrieben haben soll.

17. März 1918
Wie wir vom Pfarramt St. Christophori erfahren, sind in den letzten Tagen zwei größere Beträge für den Orgelbaugrundstock gestiftet worden. Den freundlichen Spendern, die ungenannt bleiben wollen, sei auch von dieser Stelle aus der herzliche Dank der Kirchgemeinde ausgesprochen.

19. März 1918
Am gestrigen Sonntag verschied nach längerem Kranksein Herr Hieronymus Schönherr der sich durch seine Tätigkeit auf vielen Gebieten des öffentlichen Lebens in allen Kreisen einen guten Namen gemacht hat. Schwere Krankheit zwang ihn der von Beruf Kaufmann war, vor einiger Zeit zur Aufgabe seines Amtes als Handelslehrer kurz vor Vollendung der 25jährigen Tätigkeit. Dem kaufmännischen Nachwuchs war er in der Schule wie in besonderen Lehrgängen ein treffsicherer Berater. Daneben fand er noch Muße der edlen Musika zu huldigen, und in Kirchenkonzerten und anderen Veranstaltungen erfreute er die Hörer durch das empfindungsvolle Spiel auf der Katergeige. Nun hat er Ruge gefunden nach einem arbeitsvollem Leben, in dem er viel Freude am Erfolg haben durfte.

23. März 1918
Der Lehrkörper der Altstädter Schulen büßt mit Ablauf dieses Schuljahres abermals eine langjährig bewährte Lehrkraft ein: Herr Kantor Theodor Merker tritt in den wohlverdienten Ruhestand. Gelegentlich der gestrigen Entlassungsfeier für die Konfirmanden widmete Herr Schuldirektor dem Scheidenden herzliche Dankesworte namens der Schule für alles das, was er zu Nutz und Frommen der Jugend getan in den 40 Jahren schwerer Schularbeit, und freute sich, dass Gott ich stark in der Gesundheit und frisch im Geiste erhalten haben. Herr Kantor Merker trat sein hiesiges Lehramt am 18. Januar 1878, an seinem 23. Geburtstage an, während er seit 25 Jahren den Kirchendienst versteht. Kirchenchor und Liedertafel, denen er als Leiter vorläufig noch erhalten bleibt, erfreuen sich hinsichtlich ihrer Leistungen des besten Ansehens in unserer Stadt. Wir wünschen Herrn Kantor Merker einen ungetrübten sonnigen Lebensabend und dürfen uns wohl der Hoffnung hingeben, dass die Liebe und Wertschätzung, die ihm die heimische Sängerwelt unwandelbar entgegen bringt, ihm Veranlassung geben werden, dem deutschen Liede noch lange ein treuer Förderer zu sein.

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Februar 1918

09. Februar 1918
Nach kurzem schweren Kranksein ist gestern nachmittag die Leiterin des Kinderhorts zu St. Trinitatis, Fräulein Helene Margarete Polster, gestorben. Seit dem 10. Mai v. J. wirkte die junge Dame, die erst im 22. Lebensjahr stand und eine Tochter des Pfarrers Polster in Obergräfenhain bei Narsdorf war, am Kinderhort und hatte sich durch ihr innerlich gefestetes Wesen die Achtung aller Erwachsenen und durch ihre Liebe und Hilfsbereitschaft das Vertrauen der Kleinen im richtigen Maße zu erwerben gewußt. Der Dank der Eltern, Kinder und der Gemeinde folgt der Verblichenen in ihr frühes Grab nach.

16. Februar 1918
Einen jugendlichen Einbrecher hat man in der Person eines 14jährigen Schulknaben ermittelt, der sich in letzter Zeit in dem von seinen Eltern bewohnten Hause Eingang in verschiedene Keller teils durch Nachschlüssel teils durch Entwenden der richtigen Schlüssel verschafft und mehrere Zentner Kartoffel gestohlen hat. Diese hat er seiner Mutter zukommen lassen unter dem Vorwande, sie von einem hiesigen Landwirte gekauft zu haben, und sich dann von ihr in sechs Fällen je 2 Mark geben lassen, die er gemeinsam mit seinen 17jährigen Bruder verjubelte.

17. Februar 1918
Dem Einbrecher, der vor einigen Tagen der Rodelhütte einen unerwünschten Besuch abstattete, sind außer verschiedenen Handwerkszeug noch zwei Blechkannen mit etwa 4 Liter Petroleum und zwei Wandlampen in die Hände gefallen. Wenn der Spitzbube es auf Spirituosen abgesehen hatte, so blieb sein Sehnen unerfüllt, denn alles, was zur Nahrung und Notdurft des Leibes gehört, ist schon seit langem aus der Rodelhütte entfernt. Einlaß hat der Dieb durch ein Fenster an der Westseite der Hütte gesucht, daß er einstieß. Im Innern hat er durch Zertrümmern starker Fensterscheiben und Lossprengen von Schlössern mehrfach Schaden angerichtet.

19. Februar 1918
Am 16. d. J. dem ersten Todestage des Herrn Kommerzienrat Reinhard, hat seine Familie für das Betlehemstift mit 10000 Mk. Eine „Paul Eduard Reinhard-Gedächtnisstiftung“ errichtet, deren Zinsen zu einem Drittel dem Stifte zu freier Verfügung stehen, zu zwei Dritteln für Kinder unserer Stadt, insbesondere von Kindern solcher Personen verwendet werden sollen, die der Familie Rainhard oder der Firma G. F. Beck Dienste geleistet haben. Die Auswahl steht dem Stadtrat zu. Dem Heimgegangen, der 25 Jahre Schatzmeister des Stiftes gewesen ist und um sein Aufblühen große Verdienste hat, wird damit ein schönes Denkmal gesetzt.

24. Februar 1918
50 Mark Belohnung!
Im sogenannten Martinswald nördlich vom Berghaus sind im Januar oder Anfang Februar d. J. 30-40 Fichten der Krone beraubt worden. Es wird gebeten, alle Wahrnehmungen, die zur Ermittelung des Täters führen könnten, sofort der hiesigen Polizeiwache mitzuteilen. Wer den Täter so namhaft machen kann, daß dessen gerichtliche Bestrafung erfolgen kann, erhält vom Stadtrate eine Belohnung von 50 Mk. Der Stadtrat behält sich jedoch vor, diese Summe entsprechend zu verteilen, falls mehrere Berechtigte in Frage kommen sollten.

26. Februar 1918
Die Genossenschaft Bethlehemstift im Hüttengrunde hat in ihren Vorstand mit Gültigkeit bis zum 31. März 1920 gewählt die Herren Kirchenrat Adolf Siebenhaar in Leipzig als Vorsitzenden, Hofrat Gustaf Eberhardt in Chemnitz als Stellvertreter des Vorsitzenden und Fritz Reinhard in Hohenstein-Ernstthal als Schatzmeister.

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Lieber Besucher,
Liebe Besucherin,

wie Sie sicher bemerkt haben, hat sich die Internetpräsenz unseres Geschichtsvereines vollständig gewandelt. Nach und nach entstehen hier neue Möglichkeiten die Geschichte unserer Stadt in Wort und Bild zu präsentieren.

Im Moment ist Manches noch im Testlauf und im Entstehen. Schauen Sie einfach in ein paar Tagen wieder einmal hier vorbei und lassen Sie sich überraschen. Es wird sich lohnen.

Es grüßt Sie
der Webmaster

Publiziert am von Enrico | Kommentare deaktiviert für Alles wird neu