November 1914

4. November 1914
Gestern nachmittag in der 5. Stunde entstand in dem Herrn Kommerzienrat Pfefferkorn gehörigen Hause Dresdner Straße 74 (bei den Ziegeleien) ein Stubenbrand. Ehe die sofort herbeigerufene 2. Kompagnie unserer Freiw. Feuerwehr eingreifen konnte, waren die Flammen bereits gelöscht worden. Der Schaden soll geringfügig sein, nur einige Dielen wurden in Mitleidenschaft gezogen.

6. November 1914
Seit einigen Tagen hat unsere Stadt mit Notstandsarbeiten an der sog. „Postmeisterwiese“ zwischen der Ost- und Wiesenstraße begonnen. Die Goldbach, in die auch die Schleusenwasser einmünden, wird etwas verlegt und überwölbt.

Die aus Anlaß des Krieges in den Räumen der Kochschule (Neustädter Schulgebäude) eingerichtete Volksküche erfreut sich der größten Wertschätzung in den Familien der Arbeitslosen und Krieger. Besonders die letzteren können jetzt eher bedacht werden, nachdem eine vor einigen Wochen getroffene Erweiterung der Einrichtung es gestattet, größere Mengen Speise herzustellen. Bei den Herren Pflegern herrscht täglich reger Andrang bei der Verteilung der Speisemarken. Es wäre zu wünschen, daß die private Hilfe, die die Durchhaltung der Volksküche vor allem ermöglicht, noch recht lange nachhält.

10. November 1914
In noch seltener körperlicher und geistiger Frische feierte gestern der auf der König-Albert-Straße wohnende Webermeister Hermann Pöhlmann mit seiner Gattin, geb. Beck, das goldene Ehejubiläum. Dem hochgeachteten Ehepaar wurden aus diesem Anlaß viele Aufmerksamkeiten bereitet. Pöhlmann konnte vor einiger Zeit erst sein 50jähriges Sängerjubiläum feiern. Herr Pfarrer Albrecht segnete das Jubelpaar gestern nach dem Hauptgottesdienste ein und überreichte ihm eine Ehrenbibel.

12. November 1914
Die in der Altstädter Schule eröffnete Schreibstube ist am Eröffnungstage nicht benutzt worden. Dieselbe wird trotzdem noch einige Zeit fortbestehen und Dienstags und Donnerstags von 5-7 Uhr geöffnet sein.

13. November 1914
Der Krieg hat auch in den Kreis unserer städtischen Beamtenschaft eine Lücke gerissen: den Heldentod auf dem Schlachtfelde starb Herr Zwiebler, der hier als Schutzmann tätig war und als Unteroffizier im Felde stand. Einige Tage vorher war er für hervorragende Leistungen zum Vizefeldwebel befördert worden. – Vor kurzem ist auch einer unserer früheren Schutzleute, Herr Unteroffizier Alfred Schwarze, der zuletzt als Kriminalschutzmann in Plauen angestellt war, auf dem Felde der Ehre geblieben. Schw. war der Schwiegersohn des Herrn Restaurateur Poppitz.

26. November 1914
Seinen Rücktritt vom Stadtratsposten kündigte Herr Stadtrat Bohne den städtischen Kollegien an. Diese sahen sich unter dem Ausdruck des Bedauerns und unter Hervorhebung der Verdienste des Scheidenden gezwungen, das Rücktrittsgesuch anzunehmen, da Herr Bohne es mit Krankheit begründet, die ihm Ruhe und Zurückgezogenheit zur Pflicht macht. In den nächsten Tagen werden sich die maßgebenden Stellen mit Vorschlägen für die Neuwahl beschäftigen.

Unsere Stadtverordneten erklärten sich in ihrer gestrigen Sitzung mit der Einflurung des Anteils Kuhschnappel vom Hüttengrund in den Stadtbezirk einverstanden. Die an die Gemeinde Kuhschnappel zu zahlende Abtretungssumme ist auf 15000 Mk. festgesetzt. Die Einflurung geschieht zur Abrundung der Stadtgrenze. Diese geht nun von der Hüttengrund-Bleicherei ab nach der Eisenstraße, diese entlang bis zur Badstraßengrenze, von dort nach dem Forsthaus bis zum Badwald (Parzelle 392a).

28. November 1914
Schon seit langem hieß es, daß unser so herrlich im Walde gelegenes Bethlehem-Stift, das bereits tausenden Kindern zu einer Jahr für Jahr immer wieder gern besuchten außerordentlich wirksamen Erholungsstätte geworden ist, als Lazarett eingerichtet werden solle. Die ursprüngliche Absicht konnte aus bestimmten Gründen nicht verwirklicht werden, bis jetzt die Militärverwaltung die Angelegenheit selbst in die Hand genommen hat. Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, treffen bereit heute 40 bis 50 verwundete, der Pflege bedürftige Krieger im Bethlehem-Stift ein, wo sie hoffentlich recht bald ihrer völligen Gesundung entgegengehen.

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