August 1917

1. August 1917
Vom 15. August ab wird die Angabe von Name, Wohnort und Wohnung auf den Gebäckstücken, die der Reisende der Bahn übergibt, zur allgemeinen Pflicht gemacht. Jedes Gepäckstück muß die genaue und dauerhaft befestigte Adresse des Reisenden, also Name, Wohnort und Wohnung tragen. Ebenso muß der Name der Aufgabe und Bestimmungsstation angegeben sein. Nicht derartig gekennzeich- netes Gepäck kann zurückgewiesen werden.

2. August 1917
Am 1. August 1916 wurde der Bezugsschein für Wäsche und Kleidung eingeführt. Während in der ersten Zeit die Ausstellung von Bezugsscheinen ziemlich frei war und sich nur auf Wäsche und Kleidungsstücke innerhalb gewisser Preisgrenzen erstreckte ist mit zunehmender Kriegsdauer die Bezugsscheinplicht weiter ausgedehnt worden. Vom 31. Oktober ab fiel die Preisgrenze für bezugsscheinfreie Kleidungsstücke, es wurden Abgabebescheinigungen für getragene Kleidung und Einkaufsbücher eingeführt. Am 27. Dezember wurde die Bezugsscheinpflicht auf Schuhe ausgedehnt und mit dem gleichen Tage begann auch die Bewirtschaftung von getragenen Kleidern und Schuhen durch die Kommunalverbände.

2. August 1917
Die erste Kohlenknappheit zwingt auch die Eisenbahnverwaltung zur äußersten Einschränkung des Verbrauchs. Daher müssen die Plätze der Personenzüge äußerst ausgenutzt werden. Reisende, die auch auf Stehplätzen nicht untergebracht werden können, oder nicht damit vorlieb nehmen, müssen zurückbleiben. Bei übergroßen Andrang ist der Fahrkartenverkauf einzustellen. Reisende, die sich bei dieser Reglung nicht beruhigen, sind darauf hinzuweisen, daß Beschwerden hiergegen zwecklos sind.

6. August 1917
Zum Aufkäufer von Obst ist für den hiesigen Bezirk Herr Gastwirt Oswald Anke, Dresdner Straße 123 Gasthaus Zeche bestimmt worden. Zum Bezirk gehören außer der Stadt: Langenberg, Kuhschnappel, Meinsdorf, Tirschheim, Oberlungwitz, Gersdorf und Hermsdorf. Sämtliches in diesen Gemeinden verkäufliche Obst soll dem Aufkäufer angeboten werden.

8. August 1917
Felddiebstähle nehmen sein Ende. So wurden in letzter Nacht von dem Grundstück eines hiesigen Fabrikbesitzers im Hüttengrund sowohl wie von einem Felde in der Gegend des Mineralbades je ein
Zentner Frühkartoffeln entwendet.

9. August 1917
Ein Einbruch wurde letzte Nacht im Grundstück des Landwirts Paulus Bauer in der Hüttengrundstraße verübt. Zugang erhielt der Verbrecher mittels Einsteigens durch ein offen stehendes Fenster. Ihm fielen ein größerer Geldbetrag, eine Zylinderuhr mit Kette und die der Familie zustehende Menge an Margarine, die gestern erst gekauft worden war, in die Hände.

13. August 1917
Vorige Woche wurde eine der beiden großen Linden auf der Lutherhöhe, die vor kurzem durch den starken Sturm schwer beschädigt und zum Teil gespalten wurde, vollends gefällt. Damit ist leider ein Zeuge alter Zeit, der auch das Landschaftsbild unserer Gegend verschönte, verschwunden. Diese beiden Linden befanden sich auf dem „Gemeinfeld“ (ehemaliges Schießangergrundstück) und wurden zum Andenken an den „Gesundborn“ im Mineralbad auf Befehl der damaligen Obrigkeit im Jahre 1766 von den Jungbürgern Hohensteins dorthin verpflanzt. In der Nähe dieser Linden wurden im Jahre 1813 auch drei Franzosen begraben.

15. August 1917
Der zweite Geistliche der St. Trinitatiskirchgemeinde, Herr Pastor Boeßneck, wird uns in Bälde verlassen. Er wurde einstimmig zum Pfarrer von Röderau bei Riesa gewählt.

20. August 1917
Das Schauturnen mit vorangehender Jubilarfeier des Turnvereins von 1856 konnte in befriedigender Weise vor sich gehen, kann sogar als recht gut gelungen bezeichnet werden, wenn man die ungünstigen Zeitverhältnisse in Betracht zieht. Am Vorabend fand sich Alt und Jung im Vereinszimmer zusammen, um in einfacher Weise die Ernennung der Mitglieder, die dem Verein mit heuer 25 Jahre zugehören, zu Ehrenmitgliedern zu feiern.

25. August 1917
Portoschinder seien auf eine Bestimmung aufmerksam gemacht, die wohl noch wenig bekannt ist. Drei Mark Strafe kostet es dem zur Absendung einer Feldpostkarte Berechtigten, wenn außer ihm noch eine Zivilperson einen Zusatz macht. Der Empfänger darf zwar vom Inhalt der Karte Kenntnis nehmen, aber dann geht sie an den Absender zurück, der um 3 Mark erleichtert wird.

27. August 1917
Von der Neustädter Schule wird uns geschrieben: Die Mittel für Speisung armer und kränklicher Schulkinder gehen zu Ende. Außer einer wöchentlichen Spende von neun Mark sind der Kasse seit langer Zeit keine Mittel zugeflossen. Deshalb ergeht an alle, die helfen können und wollen, die herzliche Bitte, durch reichliche Gaben die Beibehaltung der wohltätigen Einrichtung zu sichern.

29. August 1917
Die Erhöhung des Höchstpreises für Einfachbier bildet den Gegenstand eingehender Beratungen im Kriegsernährungsamt, und die Neureglung dürfte bereits in den nächsten Tagen zu erwarten sein. Der deutsche Bauernbund hat kürzlich eine erneute Eingabe an das Kriegsernährungsamt gerichtet mit der Begründung, daß die in Aussicht genommene Preiserhöhung von 23 Mark nicht als ausreichend erscheint und der Preis von 25 Mark für das Hektoliter festzuhalten sei.

31. August 1917
Gestern Freitag nachmittag 4 Uhr hielt unter Glockengeläut unser neuer Pfarrer, Herr Pastor Schreyer aus Erfenschlag mit Familie seinen Einzug in Wüstenbrand. Er wurde an der Pfarre von den Mitgliedern des Kirchenvorstandes unter Führung des Herrn Pfarrer Hartung aus Mittelbach und den oberen Klassen der Schule unter Führung des Herrn Kantor Stadelmann empfangen.

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