April 1919

2. April 1919
Die Lehrerschaft der Altstädter Schulen versammelte sich gestern vormittag zu einer kurzen Feier. Sie galt Herrn Lehrer Fankhänel, der am 31. März auf eine 25jährige Tätigkeit als ständiger Lehrer zurückblicken konnte. Ostern 1891 kam er zunächst als Hilfslehrer ins benachbarte Reichenbach, 1894 ins ständige Amt nach Oberlungwitz und, und 1902 trat er in den Dienst unserer Stadt. Herr Direktor Galster begrüßte den Jubilar, indem er mit zu Herzen gehenden, anerkennenden Worten auf dessen Amtstätigkeit zurückblickt, hinwies auf die Prüfungen, die der Krieg auch in des Genannten Familie hineintrug und hoffnungsfroh den kommenden Zeiten entgegen schaute. Amtsbrüderliche Freundschaft spendete als Erinnerungsgabe ein sinniges Geschenk, das der Gefeierte mit Worten herzlichen Dankes und der Versicherung treuer Mitarbeiterschaft entgegennahm.

4. April 1919
Heute vormittag in der 10. Stunde ist in der Sparkasse ein älterer Mann, namens Albani, in der Schützenstraße wohnhaft, plötzlich umgefallen. Der sofort hinzugezogene Arzt konnte leider nur den infolge Herzschlages eingetretenen Tod feststellen.

8. April 1919
Ein Zeichen, daß unsere Textilindustrie sich allmählich erholen will, ist unter anderem der Umstand, daß sich zur Web- und Wirkschule mehr Schüler angemeldet haben als in den Vorjahren. Es ist aber anzunehmen, daß sich noch mehr Knaben der alteingesessenen Industrie zuwenden, die sich noch nicht angemeldet haben. Diese werden aufgefordert, ihre Anmeldung nächsten Donnerstag nachmittags 5 Uhr im Lehrerzimmer des mittleren Schulhauses zu bewirken. Um den jungen Leuten die Aneignung der nötigen Fertigkeiten im Bedienen der Maschinen recht schnell zu ermöglichen, wird der praktische Unterricht bereits im 1. Schuljahr mit 3 Wochenstunden einsetzen. Den Nutzen davon haben sowohl die Schüler wie die Fabrikanten. Darum werden letztere gebeten, die eintretenden Lehrlinge auf die Web- und Wirkschule aufmerksam zu machen.

11. April 1919
In der Nacht zu gestern haben Diebe den in der ehemaligen Unionbrauerei, Braugasse gelegenen Vorratsraum der Volksküche heimgesucht und daraus 175 Pfund Mehl und 75 Pfund weiße Bohnen gestohlen. Die Täter scheinen große Ortskenntnisse zu besitzen, denn sie haben die Säcke zum Fortschaffen des Diebesgutes selbst mitgebracht, da sie wohl wußten, daß in dem Vorratsraum keine vorhanden waren. Zutritt verschafften sie sich, da das Sicherheitsschloß ihnen widerstand, durch Absprengen der Türbänder. Die Fahndung nach den Dieben durch die Polizei ist im Gang; etwaige Wahrnehmungen werden an diese erbeten.

15. April 1919 – Milch betr.
Infolge Milchmangels können bis auf weiteres die für Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren ausgestellten Vollmilchkarten nicht mehr beliefert werden. Diese Karten werden hiermit für ungültig erklärt und sind umgehend im Zimmer 11/12 des Rathauses abzugeben.
Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 11. April 1919

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