Januar 1917

03. Januar 1917
Am heutigen Tage tritt § 2 der Bundesratsverordnung über die Ersparung von Licht und Kohle in Kraft, der wie folgt lautet: Alle offenen Verkaufsstellen sind um 7, Sonnabends um 8 Uhr abends zu schließen. Ausgenommen sind nur Apotheken und Verkaufsstellen, in denen der Verkauf von Lebensmitteln oder von Zeitungen als der Haupterwerbszweig betrieben wird.

04. Januar 1917
Eine große Freude wurde dem Schubert-Stift zum Weihnachtsfest zuteil. In hochherziger Gesinnung spendete ein nicht genannt sein wollender edler Gönner die Summe von 5000 Mark. Dem freundlichen Spender, der durch diese Liebesgabe dem Schubertstift einen weiteren Schritt zur Selbsterhaltung gibt, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

06. Januar 1917
In den Morgenstunden des 8. Januar findet auch bei uns eine sichtbare vollständige Mondfinsternis statt; hier ist aber nur das Ende der Verfinsterung zu beobachten. Am 23. früh findet eine teilweise Sonnenfinsternis statt, wir können hier aber gleichfalls nur deren Ende sehen.

11. Januar 1917
Die Schulrekruten werden in den nächsten Tagen aufgerufen. Für die Altstädter Schulen hat die Anmeldung der Ostern 1917 schulpflichtig werdenden Mädchen und Knaben am 15. und 16. Januar zu erfolgen. Die betr. Kinder sind dem Direktor vorzustellen.

16. Januar 1917
Ein bedauerlicher Zwischenfall ereignete sich gestern bei dem Gastspiel der „Lustigen Leipziger“ im Altstädter Schützenhaus, indem der Direktor der Truppe, Herr Soesner, einen Krampfanfall erlitt. Man brachte den Bewußtlosen sofort aus dem Saal.

17. Januar 1917
In nächster Zeit soll, wie verlautet, wieder ein Teil der Gemüsekonserven zum Verkauf freigegeben werden. Wie erinnerlich, ist bereits vor Weihnachten der Verkauf eines Fünftels der in den Läden vorhandenen Konserven gestattet worden.

19. Januar 1917
Die Gemüsekonserven-Kriegsgesellschaft teilt mit, daß der Absatz von Gemüsekonserven und Faßbohnen nach wie vor streng verboten ist. Die Freigabe des Absatzes wird erst in einigen Wochen erfolgen. Die Gemüsekonserven sollen für die gemüseärmste Zeit aufgespart werden. Gegenteilige Nachrichten sind irrig.

20. Januar 1917
Nachdem das Gesuch des Deutschen Gastwirtsverbandes um Verlängerung der Polizeistunde an Kaisers Geburtstag bis 1 Uhr abgelehnt wurde, ist sächsischerseits folgendes bestimmt worden: Am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, dem 27. d. M., ist die Polizeistunde allgemein auf 11 ½ Uhr festgesetzt worden. Auch solche Betriebe, für die sonst eine frühere Schließung angeordnet ist, wie Theater, Kino usw., dürfen an diesem Tage bis ½ 12 Uhr offen halten.

Fälle von Schweineseuche einschließlich Schweinepest waren nach der amtlichen Aufnahme vom 15. Januar in Sachsen in 9 Gemeinden und 14 Gehöften vorhanden; davon entfallen auf den Bezirk Glauchau 6 (3 in Glauchau, 2 in Dennheritz, 1 in Langenchursdorf).

21. Januar 1917
Einer jugendlichen Diebesbande ist unsere Polizei auf die Spur gekommen. Es handelt sich um vier Schulknaben, die gemeinsam Ladendiebstähle ausführten, vornehmlich dort, wo sie Schokolade, Zucker und dergl. erwischen konnten. In zwei Fällen kommt auch schwerer Einbruch in Frage; hier fielen den Knaben, von denen erst einer im strafmündigen Alter steht, Kleidungsstücke und eine Weihnachtspyramide in die Hände.

24. Januar 1917
Die nächtliche Kälte – fast 18 Grad Celsius – mit Nebel, schuf prächtige Rauhreifbildungen. Wie Märchenzauber nimmt sich der Baumbestand in den Gärten aus, in abertausend feinsten Kristallen glitzern und spiegeln sich die Zweige und Äste in den Strahlen der Sonne, die sich uns allerdings erst in den späten Vormittagsstunden zeigte, sodaß hier die Sonnenfinsternis nicht beobachtet werden konnte. Auf dem Fichtelberge jedoch genoß man, wie uns von dort drahtlich gemeldet wird, dies Schauspiel in seinem ganzen Umfange.

28. Januar 1917
Von einem traurigen Geschick betroffen wurde der auf der Bahnstraße wohnende Fabrikscherer, Herr Eduard Beyer. Dieser erhielt in den schweren Kämpfen an der Somme einen Granatsplitter in die Augen, wodurch er auf einem Auge die Sehkraft einbüßte. Trotz ärztlicher Kunst war es nicht möglich, das andere Auge zu erhalten, denn es mußte vor kurzem entfernt werden, so daß der Bedauernswerte nun vollständig erblindet ist.

30. Januar 1917
Das neue Kriegsmus wird voraussichtlich erst Anfang Februar und nicht, wie ursprünglich in Aussicht genommen war, Ende Januar zum erstenmal zur Ausgabe gelangen. Auch in diesem Falle hat der Frost einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil die Beförderung der großen Masse notwendigen Materials eine Stockung erfahren hat.

31. Januar 1917
Wie die Reichsbekleidungsstelle mitteilt, stehen ihr in nächster Zeit größere Posten von grauen Männersocken, grauen Frauenstrümpfen und schwarzen und grauen Kinderstrümpfen zur Verfügung. Die Strümpfe sollen durch die Kommunalverbände der bedürftigen Bevölkerung zugeführt werden.

Dieser Beitrag wurde unter 1917 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.